Ein Kurzbericht vom Deutschen Mediationstag 2016 in der Friedrich-Schiller-Universität Jena

Vom 16. bis zum 17.09.2016 fand in Jena der Deutsche Mediationstag 2016 unter dem Motto „Gegenwartsfragen der Medation“ statt. Ein wichtiges Thema stellte die am 21.08.2016 ergangene Rechtsverordnung zum Mediationsgesetz dar. Darauf fußend wurde die Qualitätssicherung in der Mediation diskutiert. Aber auch das neue Verbraucherschlichtungsgesetz und die allgemeine Migration nach Deutschland und deren Auswirkung auf die Mediation standen im Fokus des Kongresses.

Der Organisator und Hausherr, Christian Fischer, gab zunächst einen Überblick über diese verschiedenen Bewegungen. Patrick Sensburg, MdB und Mitglied im Rechts- und Verbrauchersschutzausschuss, referierte zu allgemeinen Qualitätsfragen in der Mediation und gab interessante Einblicke in die Entstehungsgeschichte des Mediationgsgesetzes.

Eine gänzlich andere Perspektive gab Katharina Gräfin von Schlieffen, Direktorin des Contarini-Instituts für Mediation und wissenschaftliche Direktorin des Masterstudiengangs für Mediation an der FernUniversität Hagen, die aufforderte, die Mediation und ihre Eigenorganisation insgesamt selbst völlig neu zu überdenken. Mit ihrem Vortrag „Back to the Roots“ hielt von Schlieffen der deutschen Mediationsszene selbstkritisch den Spiegel vor. Trotz mangelnder Nachfrage sei Mediation gesellschaftlich so wichtig wie nie zuvor. Es sei darum Zeit für Reformen. Die Mediation müsse sich von Grund auf wandeln, weil ihr die Praxis fehle. Von Schlieffen führte die Mediation auf ihre Anfänge zurück und entwickelte – in Anlehnung an den Aristotelischen Gerechtigkeitsbegriff – eine neue Definition von Mediation als Kooperation mehrerer, die in einem konkreten Einzelfall relative Gerechtigkeit miteinander vereinbaren. Dabei komme den Mediierenden eine wichtige Rolle zu, die durch ihre besonderen Fähigkeiten dazu beitrügen, die „Mitte“ zu finden und „Gerechtigkeit“ herbeizuführen. Dazu seien Praxis, Training und Haltung essentielle Voraussetzungen. Medationskultur brauche Ethos. Die Mediation müsse zukunftsoffen weiterentwickelt werden, ohne zirkuläre Aktivitäten in Verbänden und Organisationen nur um der Funktionäre Willen.

Bemerkenswert waren die Erkenntnisse aus einem Workshop zur Verbraucherschlichtung nach dem neuen Verbraucherschlichtungsgesetz. Felix Braun vom Zentrum für Europäischen Verbraucherschutz e.V. erläuterte die gesetzlichen Voraussetzungen für Schlichtungsstellen und wies auf mögliche und sinnvolle Kooperationen zwischen Schlichtungsstellen und Mediierenden hin. Sosan Azad, Trainerin und Mediatorin mit afghanischen Wurzeln aus Berlin weckte gemeinsam mit Markus Weinkopf, einem Mediator aus München, schon in der Vorstellung ihres Workshops „Migration und Mediation“ reichlich Neugier.

Aber auch die anderen Workshops verhießen spannende Themen: Raimund Schwendner und Wolf Marius Wenzel wiesen auf „Chancen der Mediation im Strafprozess“ hin. Bernd Fechler referierte zur interkulturellen Wirtschaftsmediation innerhalb von Unternehmen. Und schließlich stellte Dorothea Faller einen Mediationsfall aus dem Non-Profit-Sektor vor.

Fazit: der Deutsche Mediationstag war auch in 2016 wieder eine Reise nach Jena wert!

Michael Eichhorn

Mediation(szene) in Bewegung

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